Vögel in und um Rheinland-Pfalz

Ficedula hypoleuca (Trauerschnäpper)

Überregionale Verbreitung

Von NW-Afrika über Großbritannien und den europäischen Kontinent bis zur Höhe Finnland östlich bis Zentralsibirien, vom Tiefland bis in Berglagen verbreitet. Regelmäßiger Brutvogel in den borealen und gemäßigten Zonen. Im Süden, vor allem im Mediterranraum, stellenweise lückenhafte Verbreitung. Europaweit wird der Bestand auf 4,6 - 6,1 Mio. BP geschätzt und als stabil bewertet (HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Die Population M-Europas umfaßt ca. 0,5 - 1 Mio. BP (BAUER & BERTHOLD 1997). Häufige Bestandsschwankungen infolge negativer Auswirkungen von Schlechtwetterperioden, lokal auch Zunahmen durch Ansiedlung von Nistkastenpopulationen (BEZZEL 1993). Dadurch auch Ausbreitung nach Westen und Norden und in früher unbesetzte Habitate wie Stangenhölzer, Nadelforsten, Obstbaugebiete und Parks (BAUER & BERTHOLD 1997). Die Verbreitung ist stark abhängig vom Nistkastenangebot.

Regionale Verbreitung

Der Trauerschnäpper ist ein regelmäßi­ger, wenn auch vergleichsweise seltener Brut- und Sommervogel in geeigne­ten Lebensräumen in weiten Teilen von Rheinland-Pfalz. Während die Brutvögel Rheinland-Pfalz im Winter verlassen, kommen im Herbst gelegentlich Durch­zügler aus anderen Regionen vor. Knapp 100 Beobachtungen wurden bisher gemeldet.

Lebensraum

Ursprünglich kam der Trauerschnäpper in lichten, altholzreichen Laub-, Misch- und, vor allem im nördlichen Verbreitungsge­biet, auch in Nadelwäldern vor. Heute findet man ihn eher in Gartenanlagen, kleineren Waldgebieten in der oberrhei­nischen Tiefebene, Parks oder auf Fried­höfen. Nistkasten-Angebote nimmt die Art gerne an.

Fortpflanzung

Höhlenbrüter. Weibchen wählen Männchen, die eine Nesthöhle besitzen. Dabei spielt auch die „Qualität“ der Höhle eine Rolle; Nistkästen werden Naturhöhlen vorgezogen (BEZZEL 1993). Neststandort meist in 1 - 14 m Höhe. Nest napfförmig aus trockenen Halmen und trockenem Laub, mit feinen Halmen und Federn ausgepolstert. Häufig werden Nester von anderen Vögeln überbaut. Die Eiablage erfolgt gegen Mitte Mai. Gelegegröße 4 - 8, im Mittel 5,9 Eier. Brutdauer 12 - 17 Tage, Nestlingsdauer 11 - 16 Tage. Meist eine Jahresbrut (BEZZEL 1993). Jungenanzahl durchschnittlich 5,4 (RUTSCHKE 1987). Saisonale Monogamie am häufigsten, aber nach BEZZEL (1993) kommen auch Männchen vor, die sich in einem zusätzlichen Revier mit einem zweiten Weibchen verpaaren (= Bigynie). Die Bygynie (seltener Polygynie mit einem weiteren Weibchen) wird durch folgende Hypothese erklärt: Bigyne Männchen wählen ein vom ersten Revier (und Weibchen) weiter entferntes zweites Revier. So können sie mehr Nachkommen zeugen, was ihre „Fitness“, d.h. ihren Evolutionserfolg erhöht. Weibchen sind untereinander aggresiv, was ein bigynes Männchen deshalb begünstigt, ein Zweitrevier zu besetzen. Da das Weibchen eines bigynen Männchens teilweise „unbewacht“ bleibt, kann es sich seinerseits mit einem fremden Männchen paaren, so daß in einer Brut Jungen verschiedener Väter aufwachsen können. Hierdurch kann sich auch die Fitness des Weibchens erhöhen. Insgesamt betrachtet, kann sich eine solche Fortpflanzungs“strategie“ daher als Teil einer stabilen Evolutionsstrategie etablieren.

Nahrung

Bevorzugt fliegende Insekten wie Fliegen, Schmetterlinge und Hautflügler. Daneben kleinere Käfer und Heuschrecken. Auch Raupen und andere kleine Wirbellose, insbesondere zur Jungenaufzucht. Während des Zuges ins Winterquartier auch Früchte.

Verhalten

Tagaktiv. Nachtzieher. Schnäppertypische aufrechte Sitzhaltung. Bei Erregung Flügelzucken, in starker Erregung auch Schwanzfächern (eine ausführliche Verhaltensstudie beschreibt CURIO 1959). Fangflüge meist von derselben Warte aus. Sucht auch Zweige ab, bei ungünstigem Wetter auch am Boden suchend. Singt auf Singwarten in unterschiedlicher Höhe, aber auch an der Bruthöhle.

Schutzmaßnahmen

Erhaltung und Schutz von Altbaumbeständen und Nistkastenangebot inklusive Wartung.

Gefährdung

BAUER & BERTHOLD (1997) zählen als Hauptfaktoren für Bestandseinbußen neben klimatischen Einflüssen die Zerstörung naturnaher Altholzbestände und alter Obstbäume, Verarmung der Waldinsektenfauna infolge Dünger- und Biozideinsatz auf. E

Gesetzlicher Schutz und Gefährdungseinstufung

Informationen über den Gefährdungsstatus bei ARTeFAKT.

Meldungen dieser Art in Deutschland und angrenzenden Gebieten

Artenportrait bei nabu-naturgucker.de.

Verwechslungsgefahr

Folgende Schnäpper-Arten lassen sich miteinander verwechseln: Der Trauer-, der Halsband-, der Grau-, der Zwerg- und der Halbringschnäpper.
Der Zwergschnäpper ist die kleinste Art. Ältere Männchen können rote Kehlen besitzen, zudem ist ein weißes Abzeichen am Beginn der Schwanzfedern sichtbar. Der Grauschnäpper ist rundum grau, mit leichten grauen Streifen auf der Brust und fehlendem weißen Flügelfeld. Der Halbringschnäpper hat ein weißes Halsband zwischen schwarzem Kopf- und Rückenbereich und ist im Nacken nicht geschlossen. Der Halsbandschnäpper und der Trauerschnäpper zählen als Zwillingsart. Beim Halsbandschnäpper reicht das weiße Halsband volständig herum und er weist ein weißes Bürzel auf. Der Trauerschnäpper kommt sowohl in braun-weißen als auch in schwarz-weißen Kleidern vor, der weiße Flügelfleck ist dabei aber immer deutlich zu erkennen.

Häufigkeit der Meldungen im Jahresverlauf

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Der weitaus größte Teil der bisher 89 Meldungen aus Rheinland-Pfalz wurde im April und Mai erbracht, vereinzelte Beobachtungen werden auch im Spät­sommer gemeldet.


ArtenFinder-Meldekarte

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