Vögel in und um Rheinland-Pfalz

Certhia familiaris (Waldbaumläufer)

Überregionale Verbreitung

Im Bereich der Nadel- und Laubwaldzonen von den Pyrenäen teils lückig bis zur asiatischen Pazifikküste sowie auf den japanischen Inseln verbreitet, vom Tiefland bis zur Baumgrenze der Hochlagen. Der Bestand in Europa wird auf 2,7 - 3,6 Mio. BP geschätzt und als stabil eingestuft (HAGEMEIJER & BLAIR 1997).

Regionale Verbreitung

Der Waldbaumläufer ist ein regelmä­ßiger Brut- und Jahresvogel in geeig­neten Lebensräumen in weiten Teilen von Rheinland-Pfalz. Mit Ausnahme der offenen, intensiv bewirtschafteten Kul­turlandschaft Rheinhessens verteilen sich die Meldungen relativ gleichmäßig über alle Landesteile. Bisher liegen uns erst 53 Beobachtungen dieser Art vor. Wald­baumläufer und Gartenbaumläufer sind mitunter schwer zu unterscheiden. Auch anhand von Fotos gelingt eine Zuord­nung selbst durch Experten nicht immer.

Lebensraum

Der Waldbaumläufer brütet bevorzugt in Nadelwäldern, vor allem in Fichtenbe­ständen. Nur gelegentlich werden Laub­mischwälder besiedelt. Die Art benötigt ausgedehnte Waldgebiete mit einer hete­rogenen Altersstruktur. Im Gegensatz zum Gartenbaumläufer kann man den Waldbaumläufer weniger an rau- und häufiger an glattrindigen Bäumen bei der Nahrungssuche beobachten.

Fortpflanzung

Neststand an Bäumen, meist in vertikalen Nischen wie abstehender Rinde, Spalten und ähnlichen Vertiefungen in Holzstößen sowie in angebotenen speziellen „Baumläufernistkästen“. Nest aus einem Unterbau von trockenen Ästchen, darüber aus Rindenstückchen und Nadeln ein Mittelbau, dann die Mulde aus Halmen und Moos, ausgekleidet mit Federn und Haaren bzw. Insektengespinsten. Brutperiode meist ab Anfang April. Gelegegröße jahrweise schwankend, meist 4 - 6 Eier. Brutdauer 13 - 15 Tage, Nestlingsdauer 16 - 18 Tage. Zwei Jahresbruten (GLUTZ & BAUER 1993).

Nahrung

Überwiegend Insekten wie Springschwänze, Blattläuse, Blattflöhe und Schmetterlingsraupen. Außerhalb der Brutzeit zusätzlich Pflanzensamen. Im Winter auch Fett und Kleie an Futterstellen (BEZZEL 1993).

Verhalten

Tagaktiv. Bei Zugverhalten auch nachts ziehend. Beklettert nahrungssuchend die Bäume von unten bis in die Kronenbereiche, von wo er dann auf den nächsten Baum wechselt. Klettert an senkrechten, überhängenden Stammstellen und auch auf Astunterseiten durch ruckartige Hüpfer, dabei meist den Stützschwanz auf die Auflage drückend. Kann Insekten auch im Flug erbeuten.

Schutzmaßnahmen

Weniger Biozideinsätze und mehr Nistkastenangebote in Wirtschaftswäldern würden die Bestandsdichte erhöhen.

Gefährdung

Neben Kältewintern und langen Regenperioden wirken sich besonders Biozide, Immissionsschäden sowie der Verlust von Altholzbeständen durch Flächenhieb und kurze Umtriebszeiten negativ aus (BAUER & BERTHOLD 1997).

Gesetzlicher Schutz und Gefährdungseinstufung

Informationen über den Gefährdungsstatus bei ARTeFAKT.

Meldungen dieser Art in Deutschland und angrenzenden Gebieten

Artenportrait bei nabu-naturgucker.de.

Verwechslungsgefahr

Waldbaumläufer und Gartenbaumläufer können sehr leicht verwechselt werden. Die Arten lassen sich im Feld am besten anhand der Lautäußerungen unterscheiden. Der Lockruf des Waldbaumläufers besteht aus feinen und hohen Pfeiftönen “srri” oder “tiih”, die er in Abständen wiederholt. Der Gartenbaumläufer dagegen hat einen kräftigen Lockruf, “tüüt” oder “ti-tüüt”, der klar und durchdringend ist und oft mehrere Male mit zunehmender Frequenz wiederholt wird. Seinen Gesang bildet der Waldbaumläufer aus 2- 3 s andauernden abfallenden Strophen, die er oft mit einem Trillern beendet. Der Gesang des Gartenbaumläufers dagegen erklingt als kurze Pfeifstrophe mit etwas holprigem Rhythmus und steigt zum Schluss hin an. Allerdings können auch Mischsänger vorkommen. Die Art anhand der Gefiedermerkmale zu identifizieren ist bei diesen beiden Baumläufern nur bei sehr guten Beobachtungsbedingungen oder mit einem Foto möglich. Der Waldbaumläufer hat meist eine reiner weiße Unterseite und einen deutlicher ausgeprägten weißen Überaugenstreif als der Gartenbaumläufer. Die schwarze Flügelbinde zeigt beim Waldbaumläufer eine große Stufe und somit keinen gleichmäßigen Versatz, wohingegen beim Gartenbaumläufer das Bindenmuster i. d. R. in einem gleichmäßigen Versatz verläuft. Wo beim Waldbaumläufer die Handschwingen nur einen schmutzig weißen Spitzensaum bilden, kann man beim Gartenbaumläufer deutlich weiße Flecken erkennen. Weiterhin unterscheiden sich Länge des Schnabels und der Hinterzehenkralle, aber ohne viel Übung oder einen direkten Vergleich ist dieser Unterschied nur schwer einzuschätzen. Beim Waldbaumläufer ist der Schnabel relativ kurz und die Hinterzehenkralle dafür relativ lang, beim Gartenbaumläufer ist es umgekehrt (SVENSSON et al. 1999).

Häufigkeit der Meldungen im Jahresverlauf

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Der Waldbaumläufer kann in Rheinland- Pfalz ganzjährig beobachtet werden. Eine leichte Häufung der Meldungen ist im Frühjahr zu erkennen, was auf eine erhöhte Gesangsaktivität in dieser Zeit zurückgeführt werden kann. Der Melder wird dadurch in die Lage versetzt, die Art sicher zu bestimmen.


ArtenFinder-Meldekarte

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