Vögel in und um Rheinland-Pfalz

Ciconia ciconia (Weißstorch)

Überregionale Verbreitung

Von N-Afrika (isolierte Population auch in S-Afrika) über Europa bis zum Kaspischen Meer, bevorzugt Tieflagen. Der Weißstorchbestand nimmt in jüngster Zeit in Mittel- und Südwesteuropa zu (SCHULZ 1999). Europaweit wird die Bestandssituation mit ca. 100 - 107 T. BP als erletzlich eingestuft (HAGEMEIJER & BLAIR 1997). In Deutschland wurden von der „BAG Weißstorchschutz“ im Jahr 2000 insgesamt 4 422 Horstpaare aufgeführt (KAATZ 2001), wovon allerdings nur 845 Horstpaare auf die
für unser Gebiet wichtige „Westzieher-Population“ (Zug über Gibraltar) entfallen. In der Pfalz war der
Weißstorch 1974 als Brutvogel ausgestorben. (GROH et al. 1978). Dank Wiederansiedlungsprojekten der
Aktion PfalzStorch e.V. Bornheim und anderen gab es in Rheinland-Pfalz im Jahr 2002 insgesamt wieder 32 BP, bei denen 60 Jungvögel ausflogen (Mitt. Aktion PfalzStorch). Die seit 1997 von der „Aktion PfalzStorch
e.V. Bornheim“ angesiedelten Projektstörche weisen in ihren Bruterfolgen keine signifikanten Unterschiede
gegenüber Wildstörchen bzw. gegenüber der ehemaligen Population auf (STOLTZ & HELB 2003 a). Durch die angesiedelten Projektpaare werden Wildstörche angelockt und zum Brüten animiert (vgl. STOLTZ & HELB 2003 b). Auch die Jungvögel der Projektpaare zeigen das typische „Westzieher“-
Verhalten. Für die in der Pfalz beringten Weißstörche liegen durch Untersuchungen von GARCIA SARASA (2000) auch Rückmeldungen aus dem Gebiet der Straße von
Gibraltar vor (Mitt. „Aktion PfalzStorch“). Mittlerweile sind schon einige als Brutstörche in die nähere und weitere Umgebung zurückgekehrt! Neben Gebieten in der Rheinebene werden auch an der Westflanke des Pfälzerwaldes sowie in der Westpfälzischen Moorniederung Wie der ansiedlungsprojekte durchgeführt (STOLTZ & HELB 2000 a).

Regionale Verbreitung

Die Art kommt inzwischen wieder in bestimmten Teilen von Rheinland-Pfalz als regelmäßiger Brutvogel vor. Nach einem ca. 30-jährigen Weißstorch-freien Zeitraum gibt es seit 1996, begonnen durch ein Wiederansiedlungs-Projekt der Aktion PfalzStorch e.V. in Bornheim bei Landau, Bruten in Rheinhessen und in der Westpfalz. Die Jungvögel und viele Brut­vögel verlassen Rheinland-Pfalz im Winter als Zugvögel und halten sich, durch die Beringung nachweisbar, in Südspanien etwa bei Gibraltar und in Westafrika auf. Durchzügler werden, auch durch Wiesen- Bewässerungsmanagement, zunehmend häufiger beobachtet, etwa in den gro­ßen Feuchtwiesen des Queichtals östlich von Bornheim, mit Rasttrupp-Größen bis 300 Individuen, vereinzelt auch aus ost­europäischen Brutgebieten stammend. Im Jahre 2012 umfasste der Weißstorch- Bestand, nach ständiger erfolgreicher Zunahme, in Rheinland-Pfalz 134 Brut­paare mit 311 Jungvögeln! Brutvögel, die als „Projekt-Paare“ durch Pflege nach Verletzung über Winter nicht zum Weg­ziehen kamen, verlieren den Zugtrieb und bleiben dann ganzjährig in ihren Brutge­bieten. Hier kann es in strengen Wintern nötig sein, dass Vogelfreunde bei der Fut­ter-Bereitstellung helfen.

Lebensraum

Der Weißstorch ist in verschiedenen Offenlandbereichen wie Feuchtwiesen und extensiv genutztem Grünland zu finden. Er benötigt Nahrungsflächen mit niedriger Vegetation, daher hält er sich besonders gerne auf Rinderweiden, aber auch auf niedrig bewachsenen Äckern und Stoppelfeldern auf. Zeitweise kann man den Weißstorch auch auf kurzrasigen Sportflächen wie Golfrasen bei der Nahrungssuche beobachten. Als Kulturfolger brütet der Weißstorch bevorzugt an geeigneten Stellen im ländlichen Siedlungsraum.

Fortpflanzung

Brutreife laut Literaturangaben meist erst ab dem 4. Lebensjahr (z.B. CREUTZ 1985), nach Erfahrungen der „Aktion PfalzStorch“ brüten in Neuansiedlungsgebieten,
wo die Konkurrenz erfahrener Altstörche fehlt, auch zweijährige Weißstörche erfolgreich. Neststandort auf Gebäuden oder (offenbar populationsspezifisch, siehe STOLTZ & HELB 2000 a) auch auf Bäumen. Voraussetzung ist eine freie Anflugmöglichkeit. Nest mit festerem Unterbau, von beiden Partnern in ca. 8 Tagen errichtet, sonst Ausbau von Althorsten (oft mit mehreren Zentnern Gewicht), überwiegend aber Annahme von angebotenen Nistplattformen. Eiablage April bis Mai. Gelegegröße meist 3 - 5 Eier. Beide Altvögel brüten. Eine Jahresbrut.

Nahrung

Insekten, Mäuse und vor allem Regenwürmer im Frühjahr sowie während der Nestlingsaufzucht. Im Spätsommer bevorzugt Heu schrecken. Frösche entgegen der landläufigen Meinung nur in geringem
Anteil, wobei Grünfrösche außer bei Nahrungsmangel sogar verschmäht

Verhalten

Meist tagaktiv. Beim Nahrungserwerb die Vegetation, auch Ufer, Gräben und Flachwasser abschreitend. Kleine Insekten werden von Halmen abgepickt. Beim Flug meist in Thermik segelnd. Oft erbitterte Kämpfe am Nest, vor allem mit „störenden“ Nichtbrütern. Auf dem Zug in kleinen Trupps bis zu großen Zuggemeinschaften. Vor dem Zug legt der Weißstorch anders als die anderen Zugvögel kein Depotfett an und, sofern es das Wetter zulässt, auch keine längere Zugpause ein (BERTHOLD et al. 2001).

Zum Video von AviBirds.com (mit freundlicher Genehmigung):
https://www.youtube.com/watch?v=Dfs3T1Nd40E

Schutzmaßnahmen

Neben internationalen Schutzkonzepten zur Erhaltung der Lebensräume und Extensivierung der Grünlandflächennutzung, Renaturierung von Feuchtland
und Gewässern, bedarf es einer Öffentlichkeitsarbeit zur breiten Unterstützung von Schutzmaßnahmen.

Gefährdung

Für die gebietsweise teils dramatische Abnahme des Weißstorchs hat der Stromtod an Freileitungen, vor allem während des Zugs, die größte Bedeutung (MORITZI et al. 2001).

Gesetzlicher Schutz und Gefährdungseinstufung

Informationen über den Gefährdungsstatus bei ARTeFAKT.

Meldungen dieser Art in Deutschland und angrenzenden Gebieten

Artenportrait bei nabu-naturgucker.de.

Verwechslungsgefahr

Bei großer Entfernung und starkem Sonnenlicht kann man Weiß- und Schwarzstorch durchaus verwechseln, denn die Oberseite des Schwarzstorchs kann dann hell erscheinen. Auf der Unterseite des Schwarzstorchs sind aber nur die Achselfedern weiß (SVENSSON et al. 1999).

Häufigkeit der Meldungen im Jahresverlauf

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Im Frühjahr finden sich die Weißstörche zu Paaren zusammen, die ihr Nest und damit ihr Revier gegen Eindringlinge teils sehr heftig verteidigen. Nach der Brut und Aufzuchtzeit können die Vögel man­cherorts in gemischten Trupps aus Alt- und Jungstörchen beobachtet werden, die dann im Spätsommer zum Teil den Zug nach Süden antreten.


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